Es war das drittletzte Saisonspiel des Jahres 2024 und bereits vorher war jetzt klar, dass die Tapire nichts mehr zu verlieren oder gewinnen hätten. Der Aufstieg war unmöglich, sie konnten also befreit siegen. Da kam Oblomow ganz recht, eine Mannschaft, die eine unendliche emotionale Resilienz zu besitzen scheint. Sie verlieren seit Jahren im Schnitt zwischen 15 und 20 Spiele pro Saison und geben trotzdem immer alles und sind auch immer positiv gestimmt, eine wirklich großartige Mannschaft. Mit sehr dünner Personaldecke, weshalb good old Eric, der seit zwanzig Jahren immer wieder mit den Tapiren am Wiemeldrom kickt, ins Tor des Blauen Sterns ging. Die Tapire hatten die volle Kappelle an Bord, mit einem seltenen Gast: Philip mit einem P am Schluss, der zwischenzeitlich in Österreich und wo der Geier noch war und gerade einmal gastierte.
Im Tor mit Tobi, der IV-Kombi Sven und Hans mit den AVs Andi und Jonas, mit Tim und Joscha auf der Doppelsechs, Rebecca, Philip und Felix im offensiven Mittelfeld und Markus aufm Pin ging es los. Mit Anpfiff zog Jasper los Bier holen, was er rasend schnell tat und bereits ab der 17. Minute den Ticker übernahm. Der Mann war hyperaktiv, die Tapire bis dahin noch nicht so. Was ihren Einsatz aber keineswegs schmälern soll, sie spielten nach abtastenden fünf Minuten den Gegner alsbald an die Wand. Nach einer ersten im Fangzaun endenden Chance durch Markus fingen die Tapire an wie Dickdarm zu drücken, aber es dauerte weitere zehn Minuten bis hintenrum was erfolgreiches rauskam. Mittels Doppelpass mit Markus bekam Jonas das Spielgerät leicht links im Strafraum serviert und expedierte es artgerecht unhaltbar flach ins rechte Eck zum 1:0 für die Tapire. Nun war der Bann gebrochen und die Unpaarhufer schickten sich an, mehrere Tore zu erzielen. Doch einer hatte etwas dagegen, Eric, der Keeper der Oblomower. Der Trainer hatte ihn noch einen Tag zuvor beim Sonntagskick am Wiemeldrom temporär im Tor erlebt und da hielt Eric ziemlich lausig. Deshalb hatte der Trainer seine Jünger und Jüngerinnen dazu animiert, häufig aufs Tor zu schießen und in einem Anfall von Despektierlichkeit Erics Torhüterskills mit denen eines Pappaufstellers verglichen. Doch Eric führte des Trainers Worte in den folgenden Minuten ab adsurdum, indem er wie ein junger Lew Jaschin hielt, mit Reflexen eines zugekoksten Panthers. Die Tapire versuchten alles, sogar eine Arschauflage von Felix auf Markus, was zwar gute Haltungsnoten erbrachte, aber auch nicht von Erfolg gekrönt war. Nach etwa 30 Minuten tapirlicher Belagerung konnte sich Oblomow dann etwas mehr befreien, wodurch sie das bisherige extrem hoch stehende Pressing der Tapire ein wenig zurückdrängen konnten. Schließlich durfte sich Tobi zwei Mal beweisen, mit klasse Parade und ein weiteres Mal mit ordentlicher Fußabwehr. Ein paar Minuten vor der Pause gab Markus ein Zeichen, dass er verletzt sei und substituiert werden müsse. Dadurch wurde Cruholer und Kommentator Jasper in die Spitze eingewechselt, was er durchwegs ernst nahm. Denn nur wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung setzte er im gegnerischen Strafraum nach einer Flanke zu einem Fallrückzieher an, der mehr fiel als rückzog und jenseits von gefährlich irgendwohin trudelte. Dann war alsbald Pause...
...und man genoss den Grand-Cru, den Jasper geliefert hatte. Taktisch gab es wenig zu kritisieren oder ändern, basisdemokratisch wurden die bankdrückenden Tapire nun endlich in die Freiheit entlassen. Thomas ersetzte Jonas, Josef kam für Andi, Dhia für Rebecca und Philipp (mit zwei P) für Joscha, Jasper ging auf die 6er Position, Philip (mit einem P) ging dafür auf den Pin.
Der zweite Durchgang startete zunächst etwas verhalten, dann nahmen die Tapire fahrt auf. Ein Schuss aus aussichtsreicher Position von Philip wurde noch geblockt, in der 49. Minute gingen die Tapire dann aber in Führung. Durch ein Traumtor von Tim, einen Distanzschuss aus trainergeschätzten 29,87 Metern an die Unterseite der Latte, wovon der Ball dann zum 2:0 ins Tor sprang. Fünf Minuten später köpfte sein Bruder Sven den Ball bei einer Tapirecke schamhaarknapp neben das Tor. Kurz darauf erhöhten die Tapire auf 3:0 durch Philip, der nach einer Ecke für Oblomow den Ball in der eigenen Hälfte serviert bekam und dann mit Tempo, Verve, tiefem Schwerpunkt und hoher Antrittsgeschwindigkeit an der Restverteidigung des Blauen Sterns vorbei galoppierte und alleine auf Eric zulief, der allerdings im Antritt ausglitt und zu Boden fiel, was Philip einen einfachen und sicheren Schlenzer ins lange Eck zum 3:0 ermöglichte, aber den muss man ja auch erst mal aus 16 Metern machen, was ihm gelang. Knapp zehn Minuten später war es eine Philip auf Philipp Kombination, die per Flachschuss aus 12 Metern ins rechte Eck zum 4:0 fachgerecht amalgamiert wurde. Jetzt loderten die Tapire. Kurz darauf setzte sich Jupp als Außenverteidiger von hinten nach vorne an der Linie durch, zog nach innen und legte dann derart perfekt quer für Tim, dass dieser aus 7 Metern unbedrängt ins verwaiste Tor zum 5:0 einschieben durfte. Drei Zeigerumdrehungen später erzielte Tim per ziemlich perfekter Annahme und anschließender artgerechter Verwertung volley im kurzen Eck einen weiteren Treffer, der wegen vermeintlichem Abseits nicht galt, was möglich, aber nicht wahrscheinlich war, es sei hier aber auch nicht unerwähnt, dass Tim einen Diagonalball von Hans à la bonheur serviert bekam. Zählte nicht, aber das 6:0 fiel trotzdem durch Philipp, der durch einen ziemlich fatalen Querpass eines Oblomowschen Außenverteidigers wenig Mühe hatte, den Ball ins lange Eck zum 6:0 zu manifestieren. Dann war Schluss.
Eric, wem Ehre gebührt. Ich werde nie wieder despektierlich über einen gegnerischen Ersatztorwart sprechen, ich schwör. Die Tapire waren hungrig, dynamisch, hatten Lust und waren individuell besser. Und der Blaue Stern ist verdammt sympathisch und war auch ein oder zwei Tor besser als das Ergebnis, aber ...!
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.
- Album: Unsere Torschützen