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FC Porno Villa – RS Fussek 1:2 (0:1)

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Gespeichert von trainer am/um 28. Mai 2019 - 23:00

Mirko bedankt sich artig für ein Elfmetergeschenk mit dem 1:1. Außerdem Impressionen des Spiels, festgehalten und dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Nils vom Roten Stern.

Schönes Wetter, Spitzenkunstrasen und ein 14er Tapirrudel, da konnte der Trainer die frisch gebügelte Sporthose glatt in der Tasche lassen. Das machte ihn derart glücklich, dass er ein Kistchen springen ließ, welches Phil im benachbarten Getränkeland mit Einsatz von argumentativ unschlagbarer Logik als bunten Fiegestrauß komplett gekühlt erhielt. Dazu gab es das Comeback von Marci im Kasten der Tapire, der mit Plexiglasmaske und neongelben Pfoten ein klein wenig Ehrfurcht einflößend aussah. Hinzu gesellte sich ein äußerst gut gelaunter Schiri Jürgen, der nur vier Minuten zu früh anpfiff. Alles war angerichtet für ein flauschiges Aufeinandertreffen der rein subjektiv gefühlt sympathischsten und vor allem assifreiesten Mannschaften der Freizeitliga.

Beide übten sich von Beginn an vor allem darin, sicher zu stehen und taten dies mit Intensität bis zum Schluss. Dadurch war es weitestgehend, wie der Brexiter sagt, „Ein Spiel zwischen den Schachteln“, auf diesem Terrain aber intensiv, hart und herzlich umkämpft. Was im Großen und Ganzen eine gewisse Chancenarmut beiderseits bedingte, wie letztlich auch das Ergebnis verdeutlicht. Nach knapp 15 Minuten brachte Mirko erstmals ernsthaft Leben in die Bude, indem er einen äußerst wuchtigen und gut platzieren Schuss aus 28,99 Metern absonderte, den der mit respektabler Körpergröße und guten Flugeigenschaften versehene Fussek-Keeper zur Ecke zu klären vermochte. Zwei Minuten später roch es noch knapper nach Tor, als sich erneut Mirko über rechts durchsetzte und nach innen passte. Robin nahm das Ding direkt, jedoch glitt ihm das Leder über den Schuh nach links, direkt auf Paul, der etwas überrascht nur noch den Fuß hinzuhalten musste, aber auch das Ding über den Schlappen ins Aus gleiten lies, allerdings stand er ohnehin Abseits. Sekunden später ereignete sich die viertspektakulärste Aktionen der ersten Hälfte: Schiedsrichter Jürgen ging ein Schnürsenkel auf und Robin musste ihn für Jürgen wieder zumachen, was optisch eine Melange aus Zivildienst gepaart mit SM-Praktiken ergab. Die spektakulärste Szene des ersten Durchgangs geschah in der 20. Minute. Die Sterne trugen einen Angriff über rechts vor und flankten den Ball hoch und weit in den Strafraum, den ein Abwehrtapir an den 16er heraus köpfte. Just dorthin lief ein Stern mit ordentlich Tempo und versenkte das Ding mit hanseatischer Trockenheit unter die Latte zum 0:1. Das war's aber auch schon mit den Highlights der ersten Halbzeit, der Rest fand zwischen den Schachteln statt und falls mal was durchkam, so war es sichere Beute der souveränen Keeper.

So fand man sich zum bunten Gebinde am Rande ein und ließ die heißgelaufenen Glieder ein wenig abkühlen. Dazu zwei Wechsel und zunächst keine großartige taktische Veränderung. Darüber hinaus empfahl der Trainer, es statt der natürlichen REM-Schlafphase der Tapire nach der Halbzeitpause diesmal mit etwas Schwung zu versuchen.

Gesagt, getan, nach sechs Minuten bekam Ole recht zentral und recht nah am Tor nach einer Tapirecke den zweiten Ball vor die Füße und schob ihn am Torwart vorbei, allerdings wohnt dem Verb „schieben“ bereits die Beschreibung einer eher mittleren Geschwindigkeit inne, so dass ein Innenverteidiger der Sterne den Ball einen Meter vor Einschlag ohne größere Mühen zu extrahieren vermochte. Nur zwei Minuten später trugen die Tapire einen Angriff über die rechte Seite vor, wo Pablo einen Gegner per Körpertäuschung stehen ließ und von der rechten Strafraumkante eine Flanke Richtung Zentrum schlug. Diese traf aus etwa vier Metern den auf ihn zu rennenden, zu blocken versuchenden Sternverteidiger am Arm, der aus meiner Sicht die Körperfläche insofern vergrößerte, wie das ein Arm durch Herunterhängen vom Körper das nun einmal immer tut. Pablo rief im Affekt „Hand“, Jürgen pfiff, und die Tapire nahmen ein derartiges Geschenk des Schiedsrichters in dieser Spielsituation dankend an. Mirko übernahm die Ausführung und versenkte das Ding stramm und ordentlich platziert flach links unten zum 1:1 Ausgleich, was auch dringend nötig war, da der Keeper die richtige Ecke geschnuppert hatte. Fortan drängten die Tapire auf die Führung, aber sie konnten sich nur selten gegen die vehement verteidigenden Sterne durchsetzen. Ebenso wenig gelang das aber auch den Sternen mit ihren Angriffen, denn auch die Tapirdefensive verdeutlichte, dass ihre Eltern nicht schlecht waren. Dabei musste Domme in der 70. Minute aufgrund von Ganzkörpererschöpfung (da er von mehrtägigen Renovierungsarbeiten gezeichnet war) ausgewechselt werden, für ihn wurde Martin ins kalte Innenverteidigungswasser geworfen. Nicht abgesprochen, aber dennoch klug ließ sich Mirko das Zweikampfmonster auf diese Position zurückfallen und schickte Martin auf die 6er Position, wo Martin in den letzten Minuten für Sicherheit sorgte. Diese verstrichen hochspannend jedoch wirkungslos und bei einem nahenden Einwurf der Sterne wurde Jürgen nach der Restspielzeit gefragt und entgegnete: „2 Sekunden“. Die Tapire eroberten den Ball und droschen ihn nach vorne, doch der Pfiff blieb aus. Als ich weitere 137 Sekunden später zu Jürgen „Wie lang noch?“ rief, blieben sowohl Stimme als auch das Hörnchen stumm. 16 Sekunden darauf passten die Sterne in der Tapirhälte quer und einer ihrer Spieler lederte einfach mal aus gut 23,17 Metern mitten ins Gemenge vor dem Tor drauf. Sebb sah den satten Schuss kommen und hatte den Arm bereits aus dem Weg nehmend an den Körper gezogen und, war klar, der Schuss traf seinen am Körper angelegten Ellenbogen. Ein, zwei Sterne schrien „Hand“ und Jürgen folgte und pfiff. Die seriös und sachlich vorgetragenen Proteste der Tapire brachten nichts und so folgte der finale Elfmeter. Da aber wieder die Katze von Altenhöfen zwischen den Pfosten war bestand noch eine Resthoffnung, sie würde den Schuss parieren oder der Schütze möge aus Ehrfurcht vor ihrer Maske verschießen. Mitnichten, Marci ahnte zwar die richtige Ecke, der Schütze wählte aber eine hohe Variante, so dass der Ball unhaltbar über ihm zum 1:2 einschlug. Anschließend gab Jürgen nochmals gut eineinhalb Minuten Nachnachspielzeit, erst nach 84:37 Spielminuten pfiff er ab. Verständlicherweise waren die Tapire über diesem gegebenen Nichtelfmeter und der merkwürdigen Zeitinterpretation echauffiert und stellten Jürgen energisch, aber mit druckreifen Worten, zur Rede. Aber dies half nur als Ventilfunktion ein wenig, weder am Ergebnis noch am doofen Gefühl änderte sich irgendetwas.

Jürgen betrat eine halbe Stunde nach Spielende die Tapirkabine ein wenig in Büßerhaltung. Ich war aber wirklich nicht böse, bot ihm ein Bier an und teilte ihm mit, dass beide Elfer meiner Meinung nach keine gewesen seien. Jürgen vollzog anschließend das Bier lang einen gehockten Salto nach Canossa auf der Kabinenbank und wurde derart melancholisch „Ich wollte eigentlich noch ein Jahr pfeifen, bis ich 70 bin, aber nach solch einer Leistung denke ich darüber nach aufzuhören.“, dass er von Robin in den Arm genommen wurde und auch Sebb, Marci, Ole, Phil und ich ihn mehrfach verbal knuddelten. Letztlich hatten wir aber nicht den Eindruck, ihn damit groß aufgebaut zu haben, denn er verließ die Kabine wie beim Hereinkommen. Als wir dann schließlich aufbrachen, gingen wir noch einmal in die Kabine der Sterne, um ihnen mitzuteilen, dass die Platzwärtin gleich kommen würde und dass der letzte das Licht ausmachen solle. Dort war noch heiteres Treiben und mitten unter ihnen saß Jürgen mit einem Bier in der Hand, mit freudig lachendem Gesicht. Als ich aus der Tür heraus ins Dunkle schritt, war ich froh, dass Jürgen seine aufkeimende Depression überwunden hatte und es ihm sichtlich besser ging, gleichzeitig minderte dieser letzte Eindruck von ihm ein wenig die Glaubhaftig- oder besser Ernsthaftigkeit des vorherigen Szenarios in unserer Kabine. Na ja, Zeit heilt alle Wunden, die einen schneller, die anderen langsamer und wie Jürgen bewies, ist Zeit auch immer relativ.

Kommentare

Fast als wäre man da gewesen! Beste Grüße aus Berlin.

"Mit Rassisten zu diskutieren ist, als würde man Schach mit einer Taube spielen. Es ist egal, wie gut du bist, die Taube wird alles umschmeißen, auf das Spielbrett kacken und danach umherstolzieren, als hätte sie gewonnen" - Eric Cantona