Heute um 6:37 Uhr traf hier im Vorstandszimmer eine Depesche ein, deren Inhalt sich als die offizielle Rücktrittserklärung des Trainers des FC Porno entpuppte, im folgenden unzensiert und wörtlich widergegeben:

„Verehrter Vorstand, liebe Spieler, treue An- und Abhänger! Hiermit gebe ich meinen Rücktritt vom Trainerposten des FC Porno Villa bekannt und stelle mein Amt zur Verfügung. Erstens, weil ich ein Trainer bin, der zu seinem Wort steht und zweitens, weil ich am Ende selbst versagt habe und die Mannschaft nicht mehr erreichte.

Beginnen wir mit dem ersten Punkt: Ich habe in der verspäteten Neujahrsansprache 2014 namens Plöpp vollmundig exklamiert: 'Wenn am Ende der Saison nicht ein einstelliger Tabellenplatz und ein ausgeglichenes Torverhältnis zu Buche stehen, dann wackelt der Trainerstuhl gewaltig.' Beide Ziele wurden gehörig verpasst, so dass ich mich persönlich unglaubhaft machte, ließe ich diesen Worten keine Taten folgen. Daher biete ich den gepflegten, chronisch wackelnden, harten Trainerstuhl des FC Porno Villa an dieser Stelle für Selbstabholer an, wer ihn haben möchte, melde sich.

Denn entgegen meinen markigen Worten wurden wir 2014 Tabellenelfter und -letzter mit zwölf Punkten und 32:74 Toren, ohne abzusteigen, was dem absagenbedingten Abflug aus der Liga der Ultras, Polonia und viel früher Inter Lorant zu verdanken ist. Jedoch ist die finale Tabelle, die gemeinhin immer die Wahrheit abbildet, in diesem Jahr eine aus allen Löchern stinkende faustdicke Lügnerin. Da alle real herausgespielten Ergebnisse gegen die extrahierten Mannschaften tabellarisch nach deren Ausscheiden genullt wurden, waren mehrfach plötzlich weniger Punkte auf dem Konto als am Tag zuvor. Kennt man vom Geldautomaten, aber nicht von der Tabelle...

Nach Inter Lorants Demision zu Beginn der Rückrunde entbrannte ein erbitterter Zweikampf gegen den letzten Abstiegsplatz zwischen dem Team 95 und uns. Durch den Sieg im direkten Vergleich und weiteren Erfolgen zum richtigen Zeitpunkt hielten wir den Rüssel permanent vor ihnen. Bis uns kurz vor Schluss mit dem Doppelabsprung von Polonia und den Ultras die hart erarbeiteten und faul zuhause gewonnen Punkte gegen diese beiden Mannschaften wieder abgezogen wurden, was uns von 18 auf 12 Punkte herabstufte. Und so glitt das Team 95, das noch zwei Nachholspiele besaß, aalglatt wie ein Versicherungsvertreter tabellarisch an uns vorbei und überreichte uns die unglamouröse ewige rote Laterne der Freizeitligasaison 2014 als Tabellenelfter. Aber wie bereits erwähnt, ist die Abschlusstabelle ein semirepräsentatives Konstrukt, in der Realität auf dem Platz haben wir 21 Punkte und 49:84 Tore eingeheimst.

Auch mit dieser beschönig- wie gefühlt berichtigten Tabelle wird deutlich, dass ich mit meinen tollkühnen Prognosen doppelt die selbstauferlegte Latte riss. Im Vergleich zu 2013 mit real erzielten 30 Punkten und 75:82 Toren ertapirten wir neun Punkte weniger, allerdings fehlen uns auch zwei Spiele. Die zwei mehr empfangen Gegentore sehe ich als statistisch vernachlässigbar an, die 26 weniger erzielten Treffer jedoch nicht, denn das ist knapp ein Drittel weniger Tore als in den Vorsaisongsen.

Woher kam dieser tapirliche Druckabfall vornerum? Ein einfacher Blick in die Pornojahrbücher genügt um festzustellen, dass zwei Tapire namens Nils und Robin die drei Jahre zuvor etwas bildeten, was ich als die vorne angeflanschte Torgarantie des FC Porno Villa bezeichnen würde. Sie erzielten bisher regelmäßig gemeinsam pro Saison ein Drittel bis die Hälfte aller Tapirtore, kontinuierlich zwischen 30 und 45 Stück, was dem Tapirrudel stets extreme Torgefahr beschied, die Toschützenfotos jedoch zum Teil redundant erscheinen ließ. Doch operative Eingriffe und Rückrundenfremdeln dieser beiden Hüttenwirte bedingten, dass sie in dieser Saison in nur vier Ligaspielen gemeinsam auftraten, dabei artgerecht auch genausoviele Treffer erzielten. Ansonsten tauchten sie nur singulär auf, Robin in der Hin-, Nils in der Rückrunde, so dass in der Offensivabteilung saisonübergreifend viel improvisiert werden musste. Dadurch verzeichneten wir zwar ingesamt fünf Torschützen mehr als vergangene Saison, aber keinen, der zweistellig traf. Hier die Torjägerliste, inklusive der im Pokal geschossenen Treffer:

Nils 9 – Tobi 9 – Gumppi 6 – Patrick 4 – Oli 4 – Robin 3 – Björn 3 – Joscha 3 – Moritz 2 – Dominik 2 – Marcello 2 – Max 2 – Paul 2 – Philipp 1 – Fabian 1

Doch nicht nur der Sturm gab häufig Anlass zur Improvisation, der gesamte Mannschaftskörper stellte eher ein waberndes Gebilde denn eine Stammformation dar. Wir traten nie zweimal hintereinander mit der gleichen Eqiupe auf, was biweilen eine gewisse Herausforderung in der taktischen Positionierung darstellte. Klappte mal besser, häufig aber auch schlechter. Wir verloren saisonübergreifend fünfmal zu Null in echt plus einer Niederlage am grünen Tisch. Vor allem, wenn meinereiner aktiv beteiligt war, der alle hohen Niederlagen auf dem Platz mitmachte, was gegen meine spielerische Qualität als Innenverteidiger ebenso wie gegen das tapirische Anmeldeverhalten der Tapire bei Spielen gegen schwere Kontrahenten spricht. Gegen die chronischen Meisterschaftsausmacher Talente und Brasis haben wir bei vier Aufeinandertreffen nur einmal eine komplette Mannschaft hinbekommen, die anderen drei Spiele fanden mit Schummelfabian oder in zweitapiriger Unterzahl statt bzw. wurden kampflos abgeschenkt. Darüber hinaus haben wir gegen die Brasis die verheerendste Saisonbilanz seit unserem Freizeitligabeitritt offenbart, 0 Punkte 0:20 Tore. Beträfe diese Anmeldekultur nur die vergangene Saison, wäre ich geneigt zu sagen, dies sei nur ein Zufall, aber das gleiche Muster trat in den letzten Jahren regelmäßig auf, weshalb ich mich frage, ob sich nicht insgeheim Tapircojones in -cojonitos verwandeln, wenn es gegen echte Herausforderungen geht. Den wahren Grund für diesen vermeintlichen Klötenschwund kann ich mir auch nicht erklären, ebensowenig das generelle Anmeldewesen. Mit strengen Appellen, intensiven Bittstellungen bis hin zu devotem Winseln versuchte ich mein Rudel das Jahr übergreifend dazu zu bewegen, sich frühzeitig anzumelden. Was kurzfristig drei- oder viermal gut klappte, im Großen und Ganzen aber doch eher scheiterte. Somit blieb ein eingespieltes Team meist nur Wunschgedanke, die Saison 2014 war von freudigem Kennenlernen auf dem Platz geprägt, da der FC Porno Villa innerhalb einer Saison so viele Novizen integrierte wie nie zuvor. Insgesamt sieben bzw. sechseinhalb neue Spieler: Der halbe ist Jesko, da er bereits 2013 gedraftet wurde, aber durch eine Verletzung kein Spiel in dieser Saison mehr machen konnte und somit als Neutapir in unterschiedlichsten Rollen auf dem Platz agierte. Mit Daniel bereicherte er zu Saisonbeginn das Tapirrudel und gemeinsam mit dem Management meinte ich, diese Kadergröße sei ausreichend. Doch bereits zu Ende der Hinrunde offenbarten sich deutliche Löcher in der Tapirschabracke, weshalb ich mich in der Sommerpause ordentlich an wiemeldromerprobten Perspektivspielern bediente. Mit Paul, Lukas, Jan, Max und Tobi III wurden weitere fünf willige Kampfschweine, Stürmertalente und Edeltechniker mit Tapirpässen ausstaffiert und waren dringend notwendig, da einige Stammkräfte während der Rückrunde ausfielen oder längere Auszeiten hatten. Unsere Neuerwerbungen besorgten wichtige Tore und warfen ihre Leiber in entscheidende Zweikämpfe, aber trotz der Vielzahl an Rookies blieb das Anmeldewesen auch in der Rückrunde bis auf wenige unvorhersehbare Spielereruptionen recht mau. Vor allem im Saisonfinale, als es noch um den harten Abstiegskampf gegen ebenbürtige Gegner ging, begannen die Tapire auch mal in Unterzahl.

Zu dieser Zeit merkte ich, dass ich die Mannschaft nicht mehr erreiche. Sie war so nah und doch so fern, ich kam einfach nicht mehr an die Spieler ran. Rein körperlich, denn schlimme Krankheiten wie Pyrexie vulgaris, Blitzverdauung in beide Richtungen, Barcelona-Tripper und M54.5G zwangen mich zum Hüten eigenen und fremden Bettes für die letzten drei Saisonspiele plus Freundschaftskick.

Daher halte ich die Situation wie auch den Zeitpunkt für angebracht, mein Gesicht zu wahren und meinen Trainerstuhl nach sieben wechselhaften wie grandiosen Jahren zur Disposition zu stellen. Denn entgegen dem Credo des erfolgreichen Menschen muss der Trainer gehen, wenn die Scheiße is. Somit lege ich meine Geschicke in die Hände des Vorstandes und danke allen Tapiren, dass sie über die Jahre hinweg auch mehr oder minder immer dort gespielt haben, wo ich sie positionierte.“

Der im Trainerkörper gefangene Vorstand hat diese Nachricht nach kurzer Schockstarre gefasst aufgenommen und eine außerordentliche Sitzung mit Management, Marketingabteilung, Zeugwart und Bälleaufpumper einberufen. Einstimmig beschloss man, bei der sich aufdrängenden Suche nach einem neuen Trainer zweigleisig zu fahren: Zum einen lässt der Vorstand im Hintergrund seine internationalen Kontakte auf der Suche nach einem adäquaten Nachfolger spielen, gleichzeitig schreibt er die freigewordene Stelle selbstverständlich auch intern aus. Somit an Euch, alle Spieler, An- und Abhänger: Wer will das Ruder des FC Porno Villa in der rauen und wogenden See der Freizeitliga Bochum übernehmen? Bewerbungen inklusive Anschreiben, Lebenslauf und Qualifikationen für diesen verantwortungsvollen Posten sind bis spätestens zum 06.02.2015 unter trainer@fcpornovilla einzureichen.

Bis dahin, und falls sich keiner findet auch darüber hinaus wird der Vorstand den Spielbetrieb weiterhin kommisarisch leiten. Dieser soll unter der Demision des Trainers nicht leiden. Im Gegenteil, der Manager ist an zwei, drei Perspektivkandidaten für die neue Saison dran, hat den Markt im Blick und freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer, wer immer es auch sein mag...