Sie sind hier

Die Hand Gottes - FC Porno Villa 2:2 (1:1)

Bild des Benutzers trainer
Gespeichert von trainer am/um 15. Juni 2013 - 17:45

Der Doppeltorschütze thront auf dem Trainerstuhl. Dieser stand schon neben dem Platz an der Gahlenschen Str., als Stephan und ich selbigen als Erste betraten. Da er nicht wackelte, trocken und sauber erschien, erklärte ich ihn spontan zu meinem Trainerstuhl. In der zweiten Hälfte wurde er von Auswechselspielern usurpiert. Nils durfte ihn mit seinen zwei Treffern, durch Fiege und Ball bildhaft für das 1:1 und 1:2 dargestellt, mit seinem maladen Rücken gern zum Aussitzen benutzen

 

Vor dem Spiel geißelte sich der Trainer zunächst ein wenig selbst ob der Tatsache, dass er auf der Pornopage nicht noch in großen Lettern verkündet hatte, dass das Spiel gegen die Gauchos bereits um 19 Uhr angepfiffen wurde. Denn dadurch nagte in ihm die Angst, dass eventuell einige Tapire diese frühe Anstoßzeit, die Marci dankenswerterweise gegen 16:30 Uhr noch expressis verbis internetzigerweise kundtat, nicht mitbekommen hätten und er durch Spielermangel bedingt seinen alten faltigen Körper in lächerlich wirkende kurze Hosen hätte stecken müssen und aktiv den Anschein hätte erwecken müssen, er könne auf einem großen Platz fussballspielen.

Musste er aber nicht, elf Tapire und ebenso viele Gauchos waren pünktlich zum Anpfiff präsent. Nach dem sich zunächst von beiden Mannschaften ein eher verhaltenes, abwartendes Spiel offenbarte, sich aber auch bald herauskristallisierte, dass der FC Porno Villa einen zwölften unsichtbaren Mitspieler hatte, der das eigene Spiel nicht gerade förderte. Er hieß Herr Schlendrian und war zu Beginn fast überall auf dem Platz tätig. Er hielt seinen transparenten Fuss in Kurzpässe zum Nebenmann, so dass diese in die Hacken sprangen, er rempelte Verteidiger beim Kopfball in der Luft derart, dass diese am Ball vorbeisegelten oder das Leder ihnen gerade so über den Scheitel strich und zur Vorlage für den Gegner geriet, er lenkte mit seinem voluminösen unsichtbaren Körper Flanken ins Aus ab, seinen größten Faux-Pas leistete er sich allerdings beim 1:0 in der elften Minute: Ein Gaucho schoss aus einem Hauch von Verzweiflung aus 21,34 Metern mittelhart hoch aufs Tor. Der Ball tickte einmal auf und schien in die Arme des auffangbereiten Marcis zu plumpsen. Doch leider hielt Herr Schlendrian seinen Schlappen in das aufspringende Bällchen und hob es damit unhaltbar über unseren Hüter ins Tor. Selbst nach diesem Malheur war er (Herr Schlendrian, nicht Marci) nicht geneigt, sich etwas zurückzuhalten, sondern reihte sich nun eher defensiv bei uns ein und rannte permanent in Bälle, die schon erobert waren und fummelte sie auf schlimmste Art und Weise so zum Gegner zurück, dass dieser binnen fünf Minuten vier Mal blank vor Marci stand und nur seiner Katzenhaftigkeit und der eklatanten Abschlussschwäche der göttlichen Hände es zu verdanken war, dass der Tapir bis dahin nicht ergebnistechnisch ordentlicher geschrubbt wurde. Doch mit der Zeit bemerkten die Tapire, dass Herr Schlendrian nicht der Schnellste war und spielten deshalb rapider und ohne sein Mitwirken auch genauer nach vorne und es entpuppten sich mehrfach Chancen für unser Equipchen, die schon die Vorstufe zu delikat erreichten. Etwa in Minute 27, ich lehnte gerade an der Balustrade des Spielfeldes, als ein Ball auf mich zurollte und ich ihn dem Einwerfenden zurückpassen wollte, da änderte dieser direkt vor mir schlagartig die Richtung, so dass ich dadurch peinlich ordentlich danebensemmelte. Der Ball wurde zurück auf das Spielfeld zum Einwurf befördert, und kurz hatte ich den Eindruck, als wolle Herr Schlendrian ihn anheben und den Einwurf ausführen. Ich griff mit einer Hand nach vorne und würgte Herrn Schlendrian gut zwanzig Sekunden lang. Meine pazifistisch Grundnatur hinderte mich daran, ihn aus dem Leben auszuwechseln, daher ließ ich ab und schlug ihm aus disziplinarischen Gründen auch noch vier, fünf Mal mit der Klapperhand auf den Schädel.

Das sollte erst einmal reichen, der Pannenhorst war damit weitestgehend raus aus dem Pornospiel, er irrlichterte von da an nur noch selten übers Spielfeld und störte beide Mannschaften in gleichem Maße, womit sich die Anzahl an klaren Chancen vor dem Tor des händegebrauchendürfenden Gotteshüters summierte. Der sich in den aufkeimenden brenzligen Situationen jedoch als äußerst souverän erwies und sogar einen fies hohen Rückpass eines Mitspielers noch per Kopf zur Ecke klären konnte. Doch zum psychologisch perfekten Zeitpunkt, in der 38. Minute, konnten wir diesen fabulös haltenden Wart namens Chris endlich überwinden. Oli wurde attraktiv über links geschickt, natzte seinen Gegenspieler und passte mit dem Außenrist perfekt in Nils' Laufweg, der aus Nahdistanz endlich zum 1:1 einschob.

Kurz darauf kredenzte der Trainer abermals ein wohlkonfektioniertes wie auch -temperiertes Mischgebinde Grand-Cru/Grand-Radleur zur Ermunterung und Frischzellenkur dürstender Tapire, in diesem Fall eine Melange aus den Resten der Kiste vom letzten Spiel, ein paar vollen Flaschen eines sich in Stephans Kofferraum befindlichen Altkastens und hinzuerworbenen Lückenfüllerbieren. In tiefen Zügen rezipiert kam man überein, dass die erste Hälfte der ersten Hälfte von uns nicht freizeiterstligawürdig gewesen sei und wir es doch vielleicht auch noch ein bisschen besser können. Wahrlich nicht deshalb, sondern aus rein spielzeitdemokratischen Gründen, wechselte der Trainer Patrick für Moritz und Jonas für Sepp ein.

Mit dem Anpfiff des mir bis dato unbekannten Schiedsrichters, ein schlanker, sportlicher Einmeterzweiundsechig-Rentner mit laicht pohlnisch Dialäkt, ging es, was bis hierhin noch nicht erwähnt wurde, so weiter wie in der gesamten ersten Hälfte, nämlich mit reichlich Körperfutter. Denn der Schiri, ein sehr freundlich und sympathisch wirkender Herr, besaß in etwa den gleichen Bewegungsreichtum auf dem Platz wie Jürgen, ich hatte zeitweilig sogar den Eindruck, er würde vom Mittelkreis angezogen als Satellit nur auf der Umlaufbahn des Anstosspunktes nach Spielsituation ausgerichtet kreisen. Dadurch sah er ziemlich wenig und pfiff umso weniger, am meisten noch falsche Einwürfe. Zwar war das Spiel gegen die Gauchos in keinster Weise unfair, denn beide Mannschaften berherbegen keine Fussballassis, aber es war deutlich körperlicher als herkömmliche Partien. Ohne Getrete, aber geprägt durch massive Handarbeit bekam das Wort Zweikampf in diesem Spiel nicht selten griechisch-römischen Charakter. Da die Hände Gottes in der Regel körperlich massiver gebaut und somit im Antritt zumeist etwas langsamer als die Tapire waren, kompensierten sie dies nicht selten mit gepflegtem Körper- und Handamgegnerkörper-Einsatz und da dies quasi nie durch einen Pfiff unterbunden wurde, entwickelte sich diese Zweikampfführung zum Status quo des Spiels. Denn dadurch gingen auch die Tapire deutlich händeringender und robust-rustikaler im Spiel vor als sonst, was dem gesamten Spiel eine ordentliche körperliche Würze verlieh. Daher ist es der grundsätzlichen Fairness, dem guten Elternhaus und der Vernunft aller Spieler zuzuschreiben, dass dieses Spiel in keiner Phase eskalierte oder sich unwürdige assige Situationen offenbarten. Ich habe mir selten bei einem Kick mehr Pfiffe des Schiedsrichters gewünscht, diesmal tat ich es.

Doch zurück zur zweiten Hälfte: Herr Schlendrian griff, wie bereits erläutert, verletzungsbedingt nur selten in das Spiel ein, allerdings hatten Gottes Hände, wenn ich es recht interpretierte, nun taktisch einen Libero hinter der Abwehr installiert. Dadurch waren sie ein Mann weniger im Mittelfeld, wodurch die Tapire zwar mehr Spielanteile hatten, aber auf eine Phalanx an händeringenden Abwehrspielern zuliefen. Das Spiel wogte dadurch gut zehn Minuten ohne wahnsinnig aufregende Momente hin und her, bis die Tapire den Ball nach einem Konter zum 1:2 in der 53. Minute förmlich über die Linie würgten. Gumppi kam wie immer über links, legte zu Oli zurück, der wohltemperiert quer auf den heranbrausenden Osnu passte, welcher aus Nahdistanz das kurze Eck anvisierte und scharf abzog. Mit einem Reflex kratzte die Hand Gottes den Ball von der Linie, wehrte ihn aber in die Mitte ab. Dort stand Oli, der den Ball über die Linie zu drücken versuchte, aber daran scheiterte, weil schon wieder selbige Hand oder ein anderes Körperteil der Hände dazwischenfunkte, wieder nach vorne abwehrend. Da befand sich wiederum Nils, der nach Gestochere per Aufsetzer über die schon wieder dazwischenfliegende Hand das Bällchen zum 1:2 im Netz entsorgte. Trotz der pornoesken Führung änderten die Hände ihre Taktik nicht, wurden vor allem immer dann gefährlich, wenn sie Bälle über unser Mittelfeld in den Lauf ihrer, räusper, Angriffsbullen schickten, was bei dem kurzen Platz nicht selten geschah. Unsere Abwehr konnte läuferisch mit den Sturmhänden mehr als nur mithalten, aber bei entsprechendem Körpereinsatz um den Gegner drumrumzukommen konnte einen halben Tagesritt lang dauern. Der 2:2 Ausgleich der Hände in der 62. Minute entsprang einem derartigen Konter, durch einen perfekten Pass aus dem Halbfeld in den Lauf des Gottesstürmers, der den Ball über Marci hinweg fein und hoch unterm Giebel platzierte. Nils hatte beinahe noch den Siegestreffer auf dem Fuss, er hatte nach Pass in die Tiefe bereits den Torwart umkurvt und abgeschlossen, aber der Ball wurde irgendwie von der Linie gekratzt, allerdings stand er laut seiner Aussage dabei locker fünf Meter im Abseits, wie sonst blieb auch diesmal die Pfeife das Schiedsrichters stumm. Ich glaube, ich pfiff während des Spiels häufiger aus dem letzten Loch als er in seine Pfeiffe und ich hatte keine Blähungen. Durch seinen letzten prägnanten Pfiff endete das Spiel mit einem pazifistischen und ingesamt gerechten 2:2, zwischen zwei freundschaftlich verbundenen Teams, die sich dabei vielleicht körperlicher intensiver kennenlernten, als sie es jemals wollten...