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Sportfreunde Chiller - FC Porno Villa 1:4 (0:2)

Bild des Benutzers trainer
Gespeichert von trainer am/um 11. Mai 2013 - 1:38

Ein Bild, das an Werke alter flämischer Meister erinnert: Het Tapirje haat leeker Pünktje eenklamuesert. Mannschaftsteile mit Zuschauern im Diskurs und der malerische Korn- oder nur Harpener Nachthimmel im Hintergrund, die beiden Torschützen rembrandtös im goldenen Schnitt in Szene gesetzt: Tobias mit dem 1:0, 2:0 und 3:0 und Gumppi mit dem 4:1.

 

Damit die dargebotene Spiel- in derartiger Fotokunst münden konnte, bedurfte es zunächst einer formidablen montäglichen Kaderexpansion auf unserer Heimatseite. Von am Sonntag noch sieben langsam zusammengetröpfelten Anmeldern stieg die Pornoaktie auf letztlich vierzehn plus Oli, der unangemeldet aber spielgewappnet erschien, also volles Rudel. Jedoch befand sich kein etatmäßiger, gelernter Stürmer inmitten dieses wolllüstigen Tapirreigens, und so wurde Tobias, der bisher eher defensiv im Team beheimatet war, mit wenigen prägnanten Worten des Trainers zum Stürmer umgeschult. Sein nach deutschem Ermessen unreiner Hattrick, da zwischen seinen Treffern zwei und drei eine crulose Halbzeitpause lag, verdeutlicht, dass der Umschüler cum laude seine Stürmergesellenprüfung absolvierte.

Da der Gegner, die Sportfreunde Chiller, wie die Ewigen Talente auf dem Platz Zur Burkuhle (am Arsch der Welt rechts) residieren und das Wetter bis dato weitestgehend trocken war, war zu vermuten, dass es wieder einmal eine nebulöse Partie geben würde. Und fürwahr, wie gegen die Talente staubte es überall, permanent entstand aschefarbene Mikrobewölkung und nach einer gewissen Spieldauer legte sich, aus Ermangelung von Wind, eine rotbraune Nebelwand gänzlich über das Spielfeld. Da auch bei diesem Spiel kein Atemschutz getragen wurde, dürfte wieder einmal jeder Spiele eine komplette Schachtel Burkuhle Ohne auf Lunge genommen haben. Ob das wohl gesund ist???

Gesund aber vor allem munter zeigten sich von Beginn die Tapire, die ihrem Pläsierchen

laufen, laufen, laufen vehement nachgingen und die Chiller von Beginn an weitestgehend in deren Hälfte hielten. Mit zunehmender Spieldauer verbesserte sich auch die Chancenqualität seitens der Pornröschen und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der Ball über die richtige Linie blicken würde. Zunächst fand er mehrfach sein Ziel im Fangzaun hinter dem Tor oder in den Armen des Chiller Keepers, eine erste Annäherung war Olis Kopfball an die Latte in der zwanzigsten Minute. Doch in der dreißigsten Minute brach Tobias endlich den Bann. Nachdem er den Ball im Mittelfeld selbst erobert hatte, zog er aus gut 23,7 Metern ohne Spur von Humor trocken wie ein Riesling ab und hämmerte die Synthetikblase direkt unter die Latte zum mehr als verdienten 1:0. Rund achtundneunzig Sekunden gab es schon wieder was zu jubeln, wieder durch Tobi. Er hatte sich mit einem Solo auf der linken Seite des Strafraums eigentlich schon in einem Rudel von gegnerischen Abwehrspielern festgelaufen, rannte aber wie Obelix gegen die Römer einfach gerade durch sie hindurch, alle von sich abperlen lassend und drückte den Ball aus nächster Nähe durch den Chiller-Torwart hindurch zum 2:0. Fünf Minuten vor Ende der ersten Halbzeit musste sich Marci dann auch mal schmutzig machen, viel mehr Erwähnenswertes offenbarte sich sonst nicht mehr in Hälfte eins.

Mit dem Eindruck, unsere kleine Niederlagenserie nun zu beenden, ging es, wie bereits erwähnt, extrem unbecrut zur Halbzeit. Dem (zweiterem) musste Einhalt geboten werden, weshalb sich der Trainer mit dem rückenmaladen Nils auf die erfolgreiche Jagd nach einer Fiegebeute machte. Zuvor wurde noch ein Vierfachwechsel vollzogen, Moritz, Fabian der Ältere, Fabian der Jüngere (Osnu) und Sepp kamen für Volker, Joscha, Jonas und Philipp. Eigentlich bin ich ja kein Freund des Vierfachwechsels, da dieser schlagartig den Umbau beinahe der halben Mannschaft bedeutet und somit meist einen gröberen Bruch des Spielflußes verursacht, nicht zuletzt da sich die Neuen erst mal in das Spielgeschehen eingrooven müssen. Die Ursache für dieses unpopuläre Manöver lag darin begründet, dass ich als Crujäger in den folgenden zwanzig Minuten nicht als Trainer hätte agieren können.

Und anscheinend bewahrheitete sich nicht nur die abgedroschene 'never change a winning team', sondern auch die noch viel ältere Trainerwahrheit 'never change almost half a team'. Als Nils und ich wieder am Platz eincruten, stand es zwar noch immer 2:0, aber man berichtete uns, dass die Tapire zu Beginn der zweiten Hälfte einen kleinen defensiven Schwimmlehrgang eingelegt hätten und nur durch eine Starparade Marcis, eine rustikale, gelbgewürdigte Letztemannklärung von Oli und eine ähnliche Aktion von Jonas, nur mit Ermahnung geahndet, ein potentielles Gegentor verhindert wurde. Doch mit dem Eintreffen des Trainers oder des Kastens beruhigte sich das Spiel anscheinend ein wenig und die Tapire setzten auch vorne wieder ordentliche Duftmarken. In der 66. Minute vollendete Tobias seinen unreinen Hattrick, mit einem Angriff von geradezu minimalistischer Genialität: Oli, der mittlerweile Innenverteidiger war, pflückte eine Flanke der Chiller knapp vor unserem Sechzehner technisch und optisch wohlfeil herunter, legte sich den Ball einmal kurz vor, blickte auf und sah den in etwa 35 Metern Entfernung im Sturm ballfordernden Tobias, dem er selbigen extrem wohltemperiert, geradezu perfekt in den Lauf passte. Tobias versägte daraufhin alles, was mitzukommen versuchte, lief allein auf den Chiller Keeper zu und setzte das Spielgerät amtlich rechts an ihm vorbei ins Eck zum 3:0. Gut fünf Minuten später kamen die Chiller mit einem Konter zum 3:1. Wer nun meinte, der Tapir würde zu Wanken beginnen befand sich geradezu auf der Holzautobahn: Wuselig, das Mittelfeld zur Home-Zone erklärend, lauerten die Tapire weiter auf Ungenauigkeiten des Gegners um dann infernalisch schnell ausschwärmend dessen Strafraum zu stürmen. Nur vier Minuten später traf Osnu das Tor per Kopf, jedoch wurde der Treffer unberechtigterweise wegen Foulspiels nicht gegeben, er prallte mit dem Torhüter zusammen, allerdings, erst nachdem er geköpft hatte und außerhalb des Fünfers. Unbeeindruckt davon rannte Osnu kurz darauf allein auf den Keeper zu, wollte ihn links umdribbeln bzw. tat dies, kam dabei aber ein wenig vom Torkurs ab und lief eher Richtung Eckfahne, suchte und fand im heranpreschenden Gumppi dann den idealen Abnehmer für seinen Rückpass. Und Gumppi, wie einst Lahm gegen Costa Rica, nur ein bisschen anders, natzte einen Gegner, legte sich den Ball zurecht und schlenzte ihn ins rechte Eck zum 4:1. Die letzten paar Minuten spielten die Tapire das Ding so routiniert herunter wie die Berliner Symphoniker 'Alle meine Entchen' und sorgten somit für den zweiten Saisonsieg. Hach, beim ersten lag noch Schnee, hoffentlich liegt beim dritten nicht schon wieder welcher. Man weiß nie, bei dem Wetter...