Erstligahalbjahresanalyse

Trainerhirne schlafen nie. Auch wenn die Tapire bei strömendem Regen und Windstärke 31 unverständlicherweise die erste bis an die Kotzgrenze ausgetüftelte Trainingseinheit sich durch mangelnde Anmeldung entgehen ließen, und die zweite in einem fröhlichen Sommerkick ausübten, so strukturieren Trainersynapsen nicht nur die kommende Einheit (180 min 2 gegen 2 mit Medizinball und anschließendem Kunstrasenrauchen), sie lassen natürlich auch das, was bisher geschah, Revue passieren.

Und die Erstligasaisonhistorie des FC Porno Villa startete zunächst wie die Facebook-Aktie, wie die grafische Fieberkurve* unseres Spielgeschehens schön widergibt: Mit einem 2:2 Unentschieden gegen Team 95 noch ordentlich eingestiegen und dann ein freier Fall nach unten auf dem Freizeitliga-Index (Frix). Zunächst zeigte uns Polterberg mit einem 7:1, dass in der ersten Liga bisweilen rauerer Wind weht, anschließend folgte die heldenhafte 5:7 Niederlage gegen die Ultras, 0:6 zur Halbzeit, zu zehnt, nach 10 min zu neunt, in Hälfte zwei mit einem weiteren Ausfall bis auf 5:6 rangekommen und in der letzten Minute das 5:7 kassiert. Gefolgt vom 3:6 gegen EFG und dann dem zweistelligen Tapirschrubben 2:11 durch die ewigen Talente in Bestbesetzung.

Ein Punkt, 13:33 Tore nach fünf Spiele, Erfolg sieht anders aus, doch wir standen damals noch nicht mal auf einem Abstiegsplatz, zwei bis drei Teams waren immerhin noch schlechter gestartet als wir. Taktische Umstellungen waren spätestens seit dem EFG-Spiel vollzogen, das klassische, zweitligaerprobte 1-4-4-2 wich dem högscht modernen 1-4-2-3-1, doch Früchte trug diese Umstellung bis dato nicht.

Doch entgegen der Facebook- startete die Porno-Aktie ab dann steil nach oben durch, in den folgenden acht Spielen gab es sieben Siege und eine Niederlage, und die exakte Umkehrung des Torverhältnisses: 33:13. Es begann mit dem ungefährdeten 3:0 gegen SFC Laerholzer, dann das zu niedrig ausgefallene 4:0 gegen den Blauen Stern, ein glückliches 4:3 gegen den Guten Willen, das 5:2 gegen die Hand Gottes, ebenfalls ein 5:2 gegen FFC Dynamite, dazwischen die 3:5 Niederlage gegen den LFC Werne, ein 3:1 gegen die Ackerfreunde und schließlich das 6:0 erneut gegen den Blauen Stern Oblomow.

So stehen wir aktuell auf Platz 7 mit 22 Punkten und 46:46 Toren und sind damit 18 Punkte und 50 Tore von einem Abstiegsrang entfernt. Ohne übermütig oder hobbyprophetisch wirken zu wollen, behaupte ich hiermit im tiefen und festen Trainerbrustton: Der FC Porno Villa wird äußerst wahrscheinlich in der kommenden Saison wieder erstklassig spielen, es sei denn der Trainer trainiert alle Spieler in der Sommerpause kaputt, alle wandern aus oder suchen sich ein neues Hobby.

Der engagierte Beobachter fragt jetzt vielleicht: Ist da noch mehr möglich? Champions League, Meisterschaft, die dicken Geldtöpfe? Ohne Utopien platzen lassen zu wollen, aber an einen möglichen Titel, auch wenn auf der aktuellen Tabelle nur ein Abstand von vier Punkten zur Spitze besteht, verschwendet der Trainer nicht einmal die Vorhaut eines Gedankens. Die Brassis und die Talente werden wohl wie immer die Meisterschaft unter sich ausmachen, eventuell mischt Polterberg und EFG noch mit und dann kommt ein riesiges Mittelfeld, in dem wir uns aktuell recht weit oben mittummeln. Daher wäre realistisch betrachtet Platz fünf das Maximalziel, aber da der FC Porno Villa sich ja noch nie ein Ziel gesetzt hat, da er nur spielen und Spaß haben will, wird von mir Platz egal außer 13 oder 14 anvisiert.

Und was lernen wir daraus? Fast nix! Der Tapir spielt so wie er spielt und das macht er wie immer ganz wunderbar und fair, ich befürchte, ich werde an Ende der Saison wieder seltsam geformtes Stehrümken namens Fairnesspokal in Empfang nehmen müssen. Dies, wie auch die wunderschön offensive, chronisch gegen den Ball gerichtete Spielweise mit dem Wiemeldromschen Credo 'letztes Tor gewinnt' möchte der Trainer niemals taktisch wegdisziplinieren, kann er auch gar nicht. Außer gegen die oberen vier sieht unser Torverhältnis auch ganz gut aus, in den ersten fünf bekamen wir durchschnittlich 5,8333333333 Treffer pro Spiel, in den restlichen 8 Spielen 1,625.

Mir dünkt, der Trainer sollte gegen die Topcheckerteams noch ein wenig an der defensiven Ausrichtungsschraube justieren, aber ansonsten ist alles ganz fein, so wie es ist. Und mit einer, Trefferquote von 3,5384615 pro Spiel ist vorne immer was geboten. Um dies zu illustrieren, habe ich eine Halbjahres-Torschützenstatistik empirisch gebatikt, die verdeutlicht, dass wir satt von den Treffern von Nils und Robin leben, wie die Omnipräsenz beider auf den Torschützenfotos bereits offenbarte, für 65 % der Porno-Tore zeichnen sie sich verantwortlich:

Nils 19

Robin 11

Gumppi 3

Dominik 3

Jonas 2

Micha 2

Martinho 2

Tobias 1

Osnu 1

Schmiddi 1

Benni 1

Schlussfolgernd bedeutet dies, dass wir die beiden mit langfristigen, hochdotierten Verträgen binden müssen und dass vielleicht noch konsequenter von allen, die den gegnerischen Stafraum im Spiel erreichen, der gezielte Abschluss gesucht werden sollte. Der Tapir ist meines Erachtens bisweilen noch zu verspielt vor dem Tor, ein direkter Abschlussversuch, auch aus der Halbdistanz könnte diese Statistik eventuell ein wenig ausgeglichener gestalten.

Ein absolutes Luxusproblem des großartigsten Vereins der ballorientierten Körperbewegungen...

*diese Kurve ist allerdings insofern nicht korrekt, da ausgefallene Spiele, die während der Saison nachgeholt wurden, zum ursprünglichen Termin in die Tabelle nachgetragen wurden. Verdeutlicht wird dies durch den Einstieg auf Platz 2 in der Liga, da unser 4:0 gegen Oblomow, welches mitten unter der Saison als Nachholspiel stattfand, sich in dieser Tabelle aber als unser erstes Spiel darstellt. Wir waren nie auf Platz zwei, der Einstieg dieser Kurve repräsentiert somit nicht den damaligen Tabellenstand (Anm. d. Tr.)