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FC Porno Villa - FFC Dynamite 4:1 (3:1)

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Gespeichert von trainer am/um 9. Mai 2012 - 2:02

 

Unterm Flutlichtmond von Eppendorf erkennt sogar der Laie, wie heiß die Tapire auch zehn Minuten nach dem Spiel waren. Die Augen glühten noch immer, außer bei Robin, der war erschöpft. Er hatte aber auch zwei wichtige Tore zum 1:1 und 3:1 gemacht. Ulk war in der ersten Hälfte ohnehin chronisch auf Orangeglut, wie bei seinem Kopfballtreffer zum 2:1, und Fabian hatte auf dem Kunstrasen Schmauchspuren durch sein chronisches Ablaufen beider Seite hinterlassen. Mit dem 4:1 pustete er die Dynamitstange endgültig aus.

 

Somit ist endlich der erste Heimsieg in einem Pflichtspiel der Saison 2012 eingefahren. Keiner für die Liga, der Punkte bringt, sondern einer, der uns ins Pokalviertelfinale trägt. Da waren wir schon einmal letzte Saison und schieden damals gegen den gleichen Gegner FFC Dynamite mit 4:6 aus. Doch man sieht sich ja laut Pokalgesetzbuch manchmal zweimal und so kam es zu einer Wiedergutmachung der feinsten Art.

Bereits vor Beginn offenbarte sich eine Szenerie, wie sie sich ein Trainer wünscht: Eine maximalzahlige Spielermeute, heiße, schnaubende Tapire, von denen kaum einer zunächst auf der Auswechselbank Platz nehmen wollte: Stephan, Micha, Björn wurden quasi dazu verdonnert. Da ich den Gegner etwa als ebenbürtig erachtete, entschied ich mich für die defensivere Variante unseres begrenzten Taktikspektrums, mit Doppel-Sechs und nur einem Stürmer.

Die Tapire agierten anfangs ein wenig zartfühlig gegen vehement anrennende Dynamiten, bis zur sechsten Minute passierte jedoch wenig aufsehenerregendes. Dann aber wurde ein Ball über den Zaun geschossen und alles änderte sich. Als verantwortungsvoller Trainer machte ich mich auf den langen Weg, die Kunstlederblase zu holen, und just, als ich meiner Mannschaft den Rücken beim Einbiegen in die Fankurve zukehrte, hörte ich den Jubel seitens des Gegners. Man berichtete mir später, ein Querschläger von Ulk, gepaart mit Marcis Ausrutschen auf dezent schlüpfrigem Kunstrasen, hätte einem unspektakulären Kopfball ein recht leeres Tor zum 0:1 zubereitet. Was in den folgenden fünfzehn Minuten passierte, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich ein dreckiges halbes Dutzend Bälle aus unterschiedlichem Gewächs rund um den Zaun des Anglecastle-Lane-Stadiums zurückmanövrieren musste. Dynamite hatte nach der Führung anscheinend auf die Taktik weit wegwemsen gesetzt, so dass ich zu diesem Zeitpunkt die meiste Laufarbeit auf bzw. um den Platz verrichtete. Als ich ausgezehrt wieder die Trainerbank erkletterte, wurde ich Zeuge eines offensichtlichen Fouls an Nils, mittig an der Strafraumgrenze. Robin legte sich den Freistoß aus neunzehn Metern zurecht und schnibbelte ihn perfekt über die Mauer knapp unterhalb des Knicks an den Innenpfosten zum 1:1, da hätte kein 4er-Ticket mehr dazwischen gepasst. Egalité. Mit dem Ausgleich im Rücken wurde der Tapir forscher und langsam, aber kontinuierlich übernahm er die Spielkontrolle. Das 2:1 fiel jedoch ein wenig überraschend, nach einer Ecke, als Ulk am Fünfer ungedeckt wie ein Check stand und den Ball per Kopf als Aufsetzer ins lange Eck lenkte. Fünf Minuten vor der Halbzeit wurde das Ergebnis um eine weitere Ziffer nach oben korrigiert, Schmatti flankte am Sechzehner quer zu Robin, der einen Gegner zum Statisten verwandelte und ins lange Eck zum 3:1 einschob.

Rund um die von Björn gestiftete, post-geburtstagliche Kiste Bochumer Pausenfriedhofswasser bemerkte ich diesen glühenden, manischen Blick in den Gesichtern der Spieler, es tat mir Leid, Brennstab-Ulk und den feuergefangenen, umoperierten Saisondebutspieler Joscha auszuwechseln, aber Björn und Stephan hatten auch schon vorgeglüht und präsentierten sich in der zweiten Halbzeit als sattelfeste, immer wieder offensiv vorpreschende Außenverteidiger-Klammer.

Ehrlich gesagt hatte ich in der zweiten Hälfte etwas mehr Druck von den Dynamitskis erwartet, aber vor allem die Defensiv-Tapire traten jegliche Explosionsgefahr in der Nähe des eignen Stafraums mit ihren Unpaarhufen aus. Neben der Verteidigungsreihe zeichnete sich vor allem die aus den Neuzugängen formierte Doppel-Sechs Oli und Schmatti als Gummiwand aus, die eine Vielzahl an gegnerischen Angriffen im Keim erstickte und diese häufig in attraktive Konter verwandelte. Und nach einem solchen setzte sich Fabian über rechts durch und versenkte den Ball unhaltbar zum endgültigen 4:1 ins Netz. Das Ergebnis hätte in Hälfte zwei noch deutlicher ausfallen können, wenn nicht sogar müssen, zweimal Aluminium und ein Haufen Umständlichkeit im Sechzehner nebst Schussungewalt machten aus einem dezent schmeichelhaften Halbzeit- ein mehr als verdientes Endergebnis.

Viertelfinale olé, gegen wen, muss noch ausgelost werden. Doch eine Leistung wie diese bewirkt im Trainer eine Wallung der Behaglichkeit. Diese Mannschaft ist wie ein warmer Mantel, ach was, wie eine heiße Schabracke für mich...

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