Sie sind hier

Abrechnung mit 2020!

Bild des Benutzers trainer
Gespeichert von trainer am/um 13. Februar 2021 - 22:44

Herzallerliebste Spieler, Spielerinnen, Ehemalige, Fans, Angehörige, Sympathisanten und Gäste!

Zuallererst wünsche ich Euch allen ein durchweg positives, von schönen Erlebnissen geprägtes Jahr 2021. Kommt gut durch die Pandemie, die hoffentlich in absehbarer Zeit Vergangenheit sein wird, bleibt oder werdet wieder aktiv, frohen Mutes und vor allem gesund.

Bei mir war gesund mit dem Verb „werden“ verbunden, denn ich mir nie hätte alpträumen lassen, dass ich diesen Jahresbericht des FC Porno Villa im Krankenhaus beginnen würde. Und zwar nicht aufgrund eines entzündeten Blinddarms, Leistenbruchs (Hipsterverletzung 2020) oder einer Fettleber. Mich brachte ein Schlaganfall in den letzten Tagen des Jahres 2020 zu St. Josef, der glimpflich und ohne körperliche Schäden verlief, mein rechter Arm und meine rechte Wange sind sensorisch noch etwas beeinträchtigt. Das war zum einen praktisch, da man im kranken Haus viel Zeit zum Schreiben hat und zum anderen passte diese Umgebung wie Virus auf Wirtszelle, Pflaster auf Wunde oder Maske auf Fresse als Symbol für 2020 (und Anfang 2021). Ein krankes Kackjahr! Dabei begann es im Januar völlig normal und schön – mit kurzer, flauschiger Winterruhe und baldigem Training bei eher feuchtkalten Bedingungen, der klassische Winter wurde an sich im Ruhrgebiet ab 2012 durch Klimawandel weitgehend abgeschafft, sieht man von der aktuell mich Lügen strafenden Woche einmal ab. Was fürs Kicken gar nicht so schlecht war, denn so konnten wir auf unserem neu gemachten Kunstrasenplatz an der Anglecastle Lane ordentlich trainieren und ein Freundschaftsspiel gegen die Ackerfreunde mit 8:5 gewinnen, bis Ende Februar schließlich der Ligabetrieb losging. Aber kann man überhaupt von einer Saison sprechen? Mitnichten, es konnte insgesamt nicht mal eine Halbserie in der Liga vollendet werden. Wir kamen auf 8 Ligaspiele, andere auf 9, sodass die Tabelle am Ende ein mageres und schiefes Gebilde darstellte. Wir waren 7. der nüchternen Schlusstabelle, aber da Eintracht Prügel ein Spiel mehr absolvierte und nur einen Punkt mehr einheimste als wir, überholten wir diese nach der Quotientenregelung (Punkte geteilt durch Spiele) und landeten auf dem 6. Platz der abschließenden, nicht offiziell gewerteten Tabelle der zweiten Freizeitliga. Von unseren 8 Ligaspielen haben wir 4 gewonnen, 0 verunentschiedet, 4 verloren. 22 geschossene Tore ergeben einen Durchschnitt von 2,75 pro Spiel, 30 reinbekommene Hütten vermiesen die Torstatistik mit ihrem 3,75er Quotienten. Diese nackten, faktisch richtigen Zahlen deuten primär auf ein defensives Problem hin, jedoch schlagen dabei vor allem zwei Spiele ordentlich ins Kontor. Denn von den 30 Hütten gegen uns kassierten wir in zwei Spielen deren 17. Zum Ligastart gegen Neuling Eintracht Prügel wurden diese von der Glücksgöttin des finalen Abschlusses zungengeküsst und brachten mindestens 6 ihrer 7 Tore mit Innenpfostenkontakt im Tor unter. Und dann war da noch das schmerzhafte 1:10 gegen die Ackerfreunde nach der Sommerpause, das insofern kafkaeske Züge trug, weil wir zwei Wochen vorher im Volker-Gedächtnis-Spiel, zwar mit völlig unterschiedlichen Mannschaften (Veteranen) absurderweise genau das gleiche Ergebnis erzielten, nur andersherum, 10:1 für uns. Doch zurück zum Anfang. Nach den Prügeln gegen die gleichnamige Eintracht durften wir nur noch einmal ran, bevor eine chinesische Fledermaus Skiurlaub in Ischgl machte und dort beim Apres-Ski ein Virus, das sie sich von ihrem Bruder aus Wuhan gefangen hatte, bei unglaublich schlechter Musik unter kontaktfreudigen Feierbiestern verteilte. Der Rest ist bekannt, von dort aus machte es sich weiterhin im Rahmen von unglaublich schlechter Musik in die große weite Welt auf und ward bald überall gesehen, auch in Häusern mit guter Musik. Am 02.03.2020 absolvierten wir unser zweites und gleichzeitig letztes Spiel vor Covid dem Ersten. Es war das Debüt unser beiden 2020er Neuzugänge, Tobias und Enrico, die zweifelsfrei offenbarten, dass sie den Tapirkader qualitativ verstärken. Beide sorgten in diesem Spiel für unglaublich Dynamik und erzielten je einen Treffer beim hart umkämpften 4:2 gegen den Absteiger VfL Linden. Ein Kampfspiel, das die Moral der Tapire aufrichtete und Lust auf mehr entfachte. Doch dann kam der erste Lockdown und riss neben jeglichem öffentlichen und sozialen Leben auch den gesamten organisierten und unorganisierten Spielbetrieb darnieder. Knapp 2 Monate konnte Tapir sich nur mit Individualsportarten wie ein- bis zweisames Herumgerenne, Fahrradfahren, Hardcore-Masturbation, Netflixen, Internetleerkaufen, Armtraining in der Halbliterklasse oder Spazoggen fit halten. Weil wir alle so brav waren, durften wir Ende Mai, Anfang Juni wieder ins Freie, Spiel- und Sportplätze öffneten sich wie Knospen und Tapire und andere Sportler krochen langsam und vorsichtig aus dem Lockdown und bevölkerten wieder Spielstätten. Zunächst durften sich nur deren 15 im Namen des Balles versammeln und dem Fußballgott (RIP) huldigen, was sich wie eine Befreiung anfühlte. Endlich wieder mehrere Menschen auf einmal, ein Ball, schönes Wetter, Bier und Desinfektionsmittel. Nur wenig später durfte bereits wieder organisiert, wenn auch noch ohne Körperkontakt, an der Anglecastle Lane trainiert werden. Kurz darauf war dann sogar mit anfassen bzw. mit umtreten wieder erlaubt, Normalität kehrte ein und mündete in Freundschaftsspielen, die die Tapire alle gewannen, zwei davon gar gegen Erstligisten (RS Fussek und 11 Freunde – jeweils 1:2). Sprich, sie waren heiß wie Frettchen Fit auf die Liga, die Ende August wieder startete. Doch all die souveränen Trainings- und Testspielergebnisse waren Makulatur, als das erste Ligaspiel jenes bereits beschriebene 1:10 gegen die Ackerfreunde so richtig in die Binsen ging. Und auch das zweite Spiel nach dem Lockdown gegen Wattenscheid United verloren wir mit 0:1. Damit war die Euphorie der Trainings- und Freundschaftsspielzeit endgültig dahin, es mussten wieder Siege her, aber zackig. Was im folgenden Spiel gegen Werne auch gelang, allerdings als eher komplizierte Steißgeburt, bei der die Tapire ein 0:2 zu einem 3:2 umbiegen mussten. Der nächste Gegner war Erols wieder reanimierte Hand Gottes, die allerdings in ihrer Renaissance-Saison kaum eine komplette Mannschaft zusammenbrachten und zumeist in Unterzahl ordentlich eins auf die Flosse bekamen. Auch von den Tapiren, die zwar Gottes Hände mit ihrem Neuzugang Hans, der zu diesem Zeitpunkt noch keinen gültigen Pass besaß, auf 11 Mann aufstocken ließen, um sie dann mit 1:7 abzufertigen. Damit war das Tapirselbstvertrauen halbwegs wieder hergestellt, nun folgte jedoch der vermeintlich härteste Brocken der Saison, der New Liver FC: Ein neues Team in der Liga, das sich mehrheitlich aus Bereitschaftspolizisten zusammensetzt, humanoiden Kampfmaschinen mit Namen wie „White Lightning“, „Magic“ oder „Motorious“, die bis dato in jedem Ligaspiel ihre Gegner standesrechtlich exekutierten. Sie waren bis unter die Schlagstockspitzen motiviert und hatten, wie wir später bemerkten, in ihrer Kabine vor dem Spiel eine Plastikfolie mit Motivationsmantras aufgehängt: „Glaube an die Stärke des Mitspielers, an die eigene Stärke und an die Stärke des Teams.“ Der Tapirtrainer hingegen faselte etwas davon, dass aufständische Tapire schon immer ein gewisses Talent offenbarten, vermeintliche „Übermannschaften“ mit Zweikampfstärke und List ordentlich durchzubimsen. So auch in diesem Spiel, das die Tapire mit einem Hauch Fortune, viel Laufarbeit und hübschen Kombinationen verdient 3:2 gewannen. Doch leider konnten sie die Euphorie dieses Sieges nicht ins nächste und gleichzeitig letzte Spiel vor Covid, dem Zweiten und seinem Lockdown mitnehmen. Gegen Lokomotive Huenovic, eigentlich ein Gegner auf Augenhöhe, gingen sie mit 1:5 unter, nicht zuletzt, weil die Personalschabracke dünn wie Seidenpapier war. Das war es dann mit dem aktiven Spielbetrieb für 2020, wenige Tage später wurden wieder alle Plätze gesperrt und alle Tapire wurden in den verfrühten Winterschlaf entlassen. Kein Sonntagskick, kein Donnerstagskick, überhaupt kein Kick mehr. Alles fühlt sich unvollständig und amputiert an, ein Trauerspiel. Daher stellt auch die Torschützenliste der Tapire eher einen Zwischen- als einen Endstand dar. Nimmt man nur die Ligaspiele (8 Spiele) als Erhebungsmenge an, so ist Pablo mit sechs Treffern erneut der Torschützenkönig der Tapire. Rechnet man jedoch die fünf absolvierten, allesamt gewonnen Freundschaftsspiele (2 x Ackerfreunde, Sundern, RS Fussek, 11 Bekannte) hinzu, was ich aufgrund der geringen Erhebungsmenge bevorzuge, dann ist der Torschützenkönig der 2020er Saison ein Ex-Tapir, nämlich Nils (mit drei Spielen!). Bei dieser Datengrundlage sieht das Saisonergebnis auch viel schöner aus: 12 Spiele – 9 Siege, 0 Unentschieden, 4 Niederlagen, 50:41 Tore. Zur Komplettierung deshalb hier die 2020er Torschützenliste aller Spieler, die in den 13 offiziellen Kicks mit Schiri (o.ä.) der Tapire erfolgreich einnetzten: Nils (12) -Pablo (7) – Tobi (6) – Ole (4) – Paul, Gumppi, Philipp, Enrico (3) – Tim, Aaron (2) – Robin, Sepp, Joscha, Pascal, Eigentor (1)!

Also insgesamt, was den offiziellen tapirlichen Spielbetrieb angeht, ein satisfaktionsfähiges Endergebnis, das verdeutlicht, dass wir Nils zurückkaufen sollten. Und dass die 2020er Verstärkungen, zu Enrico und Tobi gesellten sich noch dessen Bruder Hans und Philipp, richtig gut einschlugen und angesichts der in 2020 häufig recht dünnen Besetzung auch vonnöten waren. Glücklicherweise gab es auch diesmal keine schweren Verletzungen im Tapirgehege und soweit ich weiß, auch keinen Corona-Fall, alles sicherlich aufgrund des rituellen Wurstopfers im Wiemeldrom für das Jahr 2020! Aber dies half auch nichts dagegen, dass sich das Jahr 2020 entbehrungsreich und spielarm präsentierte. Ohne Gärbar, Mondiali Antirazzisti oder Ruhrpottmasters und regelmäßige Kicks fehlte es etwas von dem zwischenmenschlichen Sekret, das Tapirdrüsen extrahieren, wenn sie viel miteinander spielen und sich dabei viel freuen. Häufig kam es vor allem bei der Weihnachtsfeier zu kollektiven Sekretausschüttung, da diese jedoch virtuell stattfinden musste, hinterließ man dabei maximal eine kleine Pfütze davon auf der Sitzunterlage. Ein Vorteil war, dass der Abend verletzungsfrei abging.

Was die Zukunft des aktiven Fußballs im Tapirgehege angeht, so kann aktuell dazu keine verlässliche Aussage getroffen werden. Meine Glaskugel zeigt ein unscharfes Bild mit blauem Himmel, grünen Bäumen, roter Asche und vielen Tapiren, die vergnügt und freudig jauchzend einem Ball hinterhergaloppieren. Doch leider hat meine Glaskugel aber keine Datumsanzeige! Sobald es wieder erlaubt ist, werden wir aus den Winterhöhlen kriechen und der schönsten Hauptsache der Welt frönen. Bleibt bis dahin positiv und gesund und haltet oder macht Euch fit! Ich freue mich unbändig, Euch hoffentlich bald mal wieder leibhaftig zu sehen!

 

 

 

 

 

Kommentare

...ist ein grauer Februarmorgen erhellt worden.

Lieber Traineur, danke dafür. 

Der Spitzenreiter kann auch den Tabellenführer schlagen.

Mal hoffen, dass du dieses oder nächstes Jahr wieder schöbere Geschichten schreiben kannst. Vielleicht von schandhaften Abenden auf einer Ückendorfer Kegelbahn.

Von Salat schrumpft der Bizeps

Diese Zeilen zu lesen, versüßt mir für einen Moment diese Kackzwir! Ich hoffe so sehr, dass die Bilder in deiner Glaskugel nicht so weit weg sind.